Jagd in Achern und im Elsass

Endlich! Bertas Vorderlauf ist wieder gesund. Deshalb konnten die 3 Bracken letzte Woche in Achern und gestern im Elsass wieder zusammen jagen. Für die lange Zwangspause war Berta erstaunlich fit und hat wie immer sauber und konzentriert gearbeitet. Die Strecke, die in 2 langen Trieben zu bewältigende war, war eine Herausforderung. Berta hat 25, Ally 30 und Ayla 35 Kilometer abgearbeitet. Die Höhenmeter im steilen Sandsteinfelsenhang kommen als Erschwernis noch hinzu. Eine besondere Freude war, dass Hermine (Weimaranerin) und ihr Führer Markus uns unterstützt haben. Hoffentlich können wir beide noch öfters als Mitjäger für die Stöbergruppe gewinnen.

Leider war ein Schütze der Meinung, dass Ayla waidlaut gearbeitet hat. Das trifft einen Hundeführer ins Mark. Nach solch einer Laufleistung von Hunden und Führern ist das nicht einfach wegzustecken.

Kynologisch ist der Laut ein Erregungszeichen. Desto „lockerer dieser sitzt“, desto eher wird der Hund laut werden. Diese Reizschwelle ist zum Teil angewölft (Anlagenprüfung), zum Teil wird sie durch die jagdliche Frühförderung wie die Vorbereitung zur AP „kanalisiert“ und gefördert. Insbesondere bei jungen Hunden mit lebhaftem Temperament kann er noch sehr locker sitzen. Die strickte traditionelle Wertung „Hund kommt mit Wild“ zum Schützen bedeutet „fährtenlaut jagendem Hund“ und Hund kommt „leer“ zum Schützen ist gleich zu setzen mit „waidlaut jagendem Hund“, ist aus heutiger Sicht hundepsychologisch nicht zielführend. Das Lautwerden als Erregungslaut kann ein Jagen mit „tiefer Nase“ auf der Fährte sein. Genauso kann es aber ein Jagen mit „hoher Nase“ bei Witterung von Wild oder ein lautes Jagden „unter Sicht“ („sichtlaut sein. Auch ein Laut beim Auffinden eines vor kurzem verlassenen Lagers sowie ein Laut beim Beispringen zu einem anderen laut jagenden Hund kann das Geläut erklingen lassen. Ja sogar ein „Mitreißen lassen“, wenn das ganze „Zweckrudel“ einer Bewegungsjagd bei Wildkontakten in „Wallung“ gerät, ist ein psychologisch völlig normales Verhalten. Eine dieser Verhaltensweisen mit dem abwertenden Begriff „waidlaut“ zu kennzeichnen wird den Hunden nicht gerecht! Angebracht ist dieser Begriff eher bei einem Hund, der im Trieb die meiste Zeit ziellos „wiffend“ umeinanderschießt ohne sich mit hoher oder tiefer Nase oder optisch zu orientieren. Dieses Verhalten ist zu Recht züchterisch nicht erwünscht. Es kostet die Schützen zu viel Konzentration.

Wieder einmal muss ich feststellen, dass traditionelle Begriffe und Ansichten sehr tief verwurzelt und nur schwer zu korrigieren sind. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich mit einem Prüfer bei Allys GP-Prüfung. Ally fand ein Saulager, das der vorherige Prüfling teilweise geräumt hatte. Auch hier kam der Vorwurf: „Die ist waidlaut“. Nur mit viel Überzeugung mit Hilfe des GPS konnte ich den Prüfer davon abbringen, sie zu disqualifizieren. Kurz darauf fand sie ebendort weitere Sauen und brachte diese in Bewegung. Gott sei Dank rasselte sie, nur getrennt von einem Zaun, vor den Augen eines weiteren Prüfers mit einem dicken Keiler zusammen!

Eine einzige Beobachtung kann keine hinreichende Erklärung für ein Hundeverhalten liefern und schon gar nicht die Eigenschaften oder Anlagen eines Hundes abschließend bewerten. Abwertende oder vorschnelle Urteile sind verletzend und aus meiner Sicht deshalb nicht waidgerecht. Hätten wir die Nase und die Augen eines Hundes sowie dessen schnelle Läufe, könnten wir das Verhalten unserer Hunde besser beurteilen ;-)

Das großartigste am hündischen Jagdkollegen ist, dass dieser überhaupt nicht wertet. Eine Handlung ist bei im zielführend oder nicht. Gut oder schlecht in unserem Sinn kennt er nicht. Das ist eine Erkenntnis aus der Ausbildung von Ally zum Therapiebegleithund. Diese Eigenschaft macht Hunde als Assistenz in der Therapie so wertvoll. Vielleicht ist das eine Eigenschaft, die wir Zweibeiner uns gelegentlich von ihm abschauen können.